Auch in diesem Jahr hat der Internationale Zeichenwettbewerb FLOW wieder die Preisträger der Alterskategorien III und IV, welche zwischen 12 und 20 Jahre alt sind, zum Preisträgertreffen nach Schwedt/Oder eingeladen.

Hor Yiu Ho, die sich mir als Romelle vorstellt, ist eine der Gewinnerinnen des diesjährigen Wettbewerbs. Mit 20 Jahren hat sie einen Preis in der Alterskategorie IV gewonnen, für ein Bild im realistischen Stil, welches eine Frau in traditionell chinesischer Kultur abbildet. Dieses ist noch bis zum 07.09. in den Uckermärkischen Bühnen in Schwedt/Oder zu bewundern.

Romelle, welche in Hong Kong lebt, hat über 14 Stunden im Flieger gesessen und die lange Anreise allein auf sich genommen, um am Preisträgertreffen des Wettbewerbs und an der Eröffnung der Ausstellung teilnehmen zu können. Ich frage sie, warum ihre Familie sie nicht begleiten konnte. Offenbar muss Romelle, wenn sie nach Hong Kong zurückkehrt, 21 Tage in Quarantäne und dafür sogar in ein Hotel ziehen. Da ihre Eltern beide arbeiten, war eine Begleitung unter solchen Umständen nicht möglich. Ich freue mich natürlich umso mehr, dass sie die Strapazen der Anreise auf sich genommen hat, um am Preisträgertreffen teilzunehmen. Bei diesem traf sie auf einige der anderen Gewinner und Gewinnerinnen, welche ebenso aus verschiedenen Ländern, wie Taiwan und Lettland angereist sind. Am Abend der Ankunft waren alle aufgeregt, die anderen kennenzulernen. Es wurde sich viel über das Leben und die verschiedenen Kulturen ausgetauscht und schnell Freundschaften geschlossen.

Am nächsten Morgen erwartete die Jugendlichen eine Kanufahrt durch die schöne Nationalparklandschaft, bei der sie die Natur fotografieren und zeichnen konnten. Statt Hochhäuser und Menschen sieht Romelle nun Wasser und Pflanzen.

Zurück in der Unterkunft, setzten alle ihre künstlerische Arbeit fort und zeichneten bis es Zeit für das Abendessen war. Der Einklang von Kunst und Natur hat Romelle besonders fasziniert und inspiriert. Sie ist das erste Mal in ihrem Leben in Deutschland und genießt die Landschaft, welche sich so sehr von ihrer Heimat unterscheidet.

Am nächsten Tag folgte ein Backstage Besuch in den Uckermärkischen Bühnen, wo die Teilnehmer die Bühne und Säle auf eine ganz neue Weise kennenlernen konnten. Statt Publikum zu sein, standen sie auf der Bühne, konnten ihrer Fantasie freien Lauf lassen, sodass faszinierende Bilder entstanden, welche auch in der Ausstellung zu sehen sind.

Romelle faszinierte besonders, neue Techniken auszuprobieren. Das erste Mal in ihrem Leben konnte sie mit Pastellkreiden arbeiten. An ihrer Universität, an der sie Fine Arts studiert, arbeitet man sonst eher mit Acryl- und Ölfarben, erzählt sie mir. Für die Zukunft plant sie auch Installationen und Skulpturen zu erschaffen und ihre Erfahrungen des Workshops werden sie vielleicht an der ein oder anderen Stelle inspirieren, auf jeden Fall aber im Gedächtnis bleiben.

Auf meine Frage, wie sie ihre Zeit während der Quarantäne im Hotel verbringen wird, erwidert sie nur: ?Na zeichnen!?.

Ich wünsche Romelle für ihre Heimreise und Zukunft alles erdenklich Gute und freue mich, dass sie unseren Wettbewerb bereichert hat.

Maria-Sophie Rother
Bundesfrewillige bei FLOW